Tollwut
Dieser Begriff dürfte jedem Tierbesitzer nicht ganz unbekannt sein: „Tollwut“ ist eine der weitverbreitetsten und angsteinflößendsten Erkrankungen weltweit. Der Name allein verbreitet seit Jahrhunderten Panik und Verzweiflung. Doch, würdest Du aus dem Stegreif heraus das Krankheitsbild genauer definieren können?
Die wohl üblichste Beschreibung dürfte daher lauten: „Das Tier bekommt ganz viel Schaum vor dem Mund und wird aggressiv!“. Diese Erklärung hätte auch Deine sein können? Dann helfen wir Dir gerne dabei Dein Wissen zu erweitern und klären zum Welt-Tollwut-Tag am 28.09.2022, etwas genauer über diese Krankheit auf, welche schon seit vielen Jahrzehnten sein Unwesen auf unserer Erde treibt.
Was ist Tollwut?
Tollwut ist eine Erkrankung (genauer eine Viruserkrankung), die das Nervensystem der Betroffenen angreift und beeinträchtigt. Am häufigsten infizieren sich bekannterweise Tiere, wobei auch Menschen dieser Krankheit in nicht seltenen Fällen zum Opfer fallen können. In welchem Jahrhundert die erste Tollwutinfektion verzeichnet wurde, ist heute leider nicht mehr bekannt. Fest steht, dass bereits in der Antike einige Infektionen mit dem Tollwutvirus in Verbindung gebracht werden können. Überliefert ist, dass es im Jahre 1885 einem Wissenschaftler namens Louis Pasteur erfolgreich gelang, einen 14-jährigen Jungen nach einem Hundebiss zu behandeln. Mithilfe eines abgeschwächten Tollwutvirus aus dem Rückenmark eines infizierten Kaninchens entwickelte er einen Impfstoff, der dem Patienten das Leben rettete. Die zoonotische Krankheit (dies bedeutet, dass diese vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann) kann neben Wildtieren leider auch bei unseren Haustieren auftreten und letztendlich auch auf uns Menschen übertragen werden. Laut einem Artikel der WHO (Weltgesundheitsorganisation) vom 28.09.2020, „stirbt nach wie vor alle neun Minuten ein Mensch an dieser Krankheit - fast die Hälfte davon sind Kinder“. Eine Erkrankung endet auch heute noch, sowohl bei allen betroffenen Tieren als auch in den meisten Fällen der menschlichen Infizierten, tödlich.
Infektion mit dem Tollwutvirus
Wie den meisten Tierbesitzern bekannt sein dürfte, überträgt sich der Tollwutvirus vor allem durch engen Kontakt mit dem Speichel eines infizierten Tieres (dies ist vor allem bei Bissen oder Kratzwunden der Fall). Aber auch der Mensch kann sich über diese Infektionsherde infizieren. Beispielweise ist dies durch den Biss eines Tollwut-infizierten Tieres der Fall. Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, nennen wir in unserem Artikel keine bestimmte Tierart. Denn trotz der häufigen Überzeugung, dass vor allem Hunde betroffen und als Überträger dieser Krankheit bekannt sich, können selbstverständlich auch Katzen als Quelle infrage kommen. In unseren Breitengraden ist eine Übertragung meistens durch Wildtiere wie Fuchs und Marderhunde möglich. Doch auch in anderen Ländern gelten Tiere wie Fledermäuse, Waschbären, Stinktiere, Schakale oder Mangusten als mögliche Infektionsquellen. Nach wie vor ist deshalb zur Eindämmung der Verbreitung dieses Virus eine ausreichende Schutzimpfung unumgänglich.
Symptome der Tollwutinfektion
Zu den wohl häufigsten Symptomen einer Tollwutinfektion zählt allem voran die Verhaltensveränderung. Neben der typischen Aggressivität, welche sich vor allem nach den ersten Tagen zeigen kann, sind auch Lähmungen oder andere Veränderungen (wie beispielsweise ein starkes Verlangen nach Nähe bei vermeintlich schüchternen Tieren bis hin zu starker Wut) ein Zeichen für eine mögliche Infektion. Der typische extreme Speichelfluss (welcher oft auch als „Schaum vorm Mund“ beschrieben wird) kann, genau wie Beschwerden beim Schlucken, als Anzeichen hinzukommen. Die auftretenden Lähmungen führen bei Betroffenen meist zu einem komatösen Zustand und anschließend zum Tod. Die Symptome einer Infektion machen sich überwiegend in den ersten 2 bis 7 Tagen bemerkbar.
Menschen leiden zudem meist unter Kopfschmerzen, Fieber, Angstzuständen oder einer überempfindlichen Reaktion der Bissstelle. Licht- und Geräuschempfindlichkeit bis hin zu Halluzinationen können außerdem auf eine Tollwutinfektion hindeuten.
Leider ist bis heute eine 100%ige Diagnose erst nach dem Tod des betroffenen Tiers oder Menschen möglich.
Erste-Hilfe, Behandlung und Vorbeugung
Laut BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) vom 14.09.2021, sind Impfmaßnahmen beim Menschen nach einem Biss eines tollwütigen Tieres lebensrettend. Tiere mit Verdacht auf Tollwut dürfen laut der Tollwut-Verordnung im Zuge der Bekämpfung der Wutkrankheit nicht behandelt und müssen getötet werden. Eine erfolgreiche Therapie ist in diesem Fall leider nicht möglich. Die Krankheit ist jedoch durch vorbeugende Impfmaßnahmen bei Mensch und Tier vermeidbar.
Sollte man selbst vermutlich mit einem infizierten Tier in Kontakt gekommen sein, empfiehlt es sich, die betroffene Wunde (im Falle einer Biss- oder Kratzwunde) gründlich mit Wasser zu reinigen und mit einem hoch dosierten Desinfektionsmittel (70 % Alkohol) zu säubern. Der/die Betroffene muss sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben und den Verdacht vor Untersuchungsantritt beim Arzt melden.
Bis heute gilt eine Impfung, sowohl bei Menschen als auch bei Tieren, als ausreichender Schutz vor einer Tollwut-Infektion. Laut Tollwut-Verordnung darf allerdings nur mit einem Impfstoff aus nicht vermehrungsfähigen (inaktivierten) Erregern geimpft werden.
Es zeigt sich, dass eine Tollwut-Infektion auch heute noch eine reelle und ernstzunehmende Gefahr darstellt. Selbst in unseren Regionen ist eine Ansteckung möglich. Um dem Virus die Stirn zu bieten, empfiehlt sich nach wie vor eine Impfung für Eure geliebten Vierbeiner. Besonders wenn Ihr gerne mit ihnen auf Reisen geht, ist eine Tollwutschutzimpfung unumgänglich. Im schlimmsten Fall kann bei einer fehlenden Schutzimpfung die Ein- oder Ausreise in andere Länder verweigert werden. Informiert Euch diesbezüglich frühzeitig über die geltenden Ein- und Ausreisebestimmungen der Länder, die Ihr mit Euren Fellnasen besuchen möchtet. Aber nicht nur bei Reisen, sondern auch bei uns zu Hause sollte man sich immer Gedanken über den Schutz der eigenen Tiere machen. Deshalb ist es ratsam, sich hierzu ausführlich vom Tierarzt, zum Wohle unserer Lieblinge, beraten zu lassen.